Schnelltest an den Schulen könnte Schliessungen und Quarantäne verhindern
Lieber einmal spucken als zu Hause bleiben
Als einer der ersten Kantone startete Zug anfangs Februar mit flächendeckenden Massentests an Schulen. Dieses Vorgehen wurde in der Presse heftig diskutiert und veranlasste die Bodensee-Nachrichten dazu, bei uns in der Region nachzufragen, wie die Verantwortlichen das Thema Pflichttesten an den Schulen beurteilen. Die Meinungen dazu sind beim Schulratspräsidium in Rorschach und Heiden ähnlich.
Guido Etterlin, Schulratspräsident von Rorschach, hält mit seiner Kritik an der Kantonsregierung nicht zurück, wenn es um das Thema Corona-Tests an Schulen geht: «Unsere Regierung verwaltet die Pandemie mehr, anstatt prospektiv zu agieren. Das trifft auch auf die Testpflicht an den Schulen zu», so Etterlin. Für ihn ist es das oberste Ziel, alles daranzusetzen, dass die Schulen geöffnet.
Möglicherweise «Ruhe vor dem Sturm»
Auch wenn es im Moment akut recht wenig Fälle an den Schulen im Kanton geben würde, hält er das möglicherweise für eine «Ruhe vor dem Sturm». Sorge bereitet ihm die mutierte und weit ansteckendere Virusvariante, durch die es zu Klassen- oder gar Schulhausschliessungen kommen könnte. Daher hält er ein vorsorgliches Spucktesting für sinnvoll, sobald ein Schulkind mit Corona infiziert oder erkrankt ist. «Bis jetzt gilt bei uns die Devise, dass die Klasse oder die ganze Schule in Quarantäne geschickt werden muss, sobald zwei Kinder oder mehr infiziert sind. Ich fände es aber eine sinnvolle Indikation, in so einem Fall die ganze Klasse einem Spucktest zu unterziehen», sagt Etterlin. Natürlich wäre dies nur möglich, wenn die Eltern vorgängig schriftlich informiert worden seien. Zwar ist ihm bewusst, dass einige Eltern einer solchen Vorgehensweise kritisch gegenüber stehen, was er selbstverständlich respektieren würde. Und dennoch wünscht der Rorschacher Schulratspräsident sich eine klare Regelung seitens des Kantons. Mit dieser Meinung ist er offenbar nicht alleine: Bereits vier dringliche Interpellationen aller Fraktionen seien zu diesem Thema beim Kanton eingereicht worden.
Schulen in Appenzell Ausserrhoden hatten bisher Glück
Die Zusammenarbeit mit dem Kanton Appenzell Ausserrhoden beurteilt Hans-Peter Hotz, pädagogischer Schulleiter in Heiden als gut und konstruktiv. Man habe aber bisher in Appenzell Ausserrhoden auch Glück gehabt und sei in der Pandemie gut weggekommen ? auch in den Schulen habe es kaum Fälle gegeben. Ein flächendeckendes Testing, wie beispielsweise im Kanton Zug, hält er nicht für sinnvoll und würde ähnlich wie Etterlin ein Testen im Falle von Corona-Ausbrüchen bevorzugen. «Wir haben dazu bereits vor ein paar Tagen ein entsprechendes Schreiben an die Eltern mit der Bitte um ihr Einverständnis verschickt. Damit sind wir vorbereitet und können schnell agieren, falls es dazu kommen sollte», erklärt Hotz. «Das Schreiben ist bei den Eltern im Grossen und Ganzen auf Verständnis gestossen, aber natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Ein Nein ist für uns legitim und wird respektiert. Aber wir haben die Eltern informiert, dass dann das betreffende Kind für zehn Tage in Quarantäne geschickt werde, sollte es zu einem Corona-Ausbruch an der Schule kommen», so der Heidener Schulleiter.
Von Astrid Nakhostin