Masken-Innovation made in Tübach
Die Firma Schips aus Tübach produziert derzeit eine neue Generation von Schutzmasken. «Livipro», der Name der innovativen Masken, steht für «Liquid Virus Protection» und bedeutet, dass sie sowohl für den Träger als auch für das Umfeld einen optimalen Virenschutz gewährleisten.
Region Eigentlich stellt die Firma Schips in Tübach Automationen für Industrie-Nähmaschinen her und exportiert diese weltweit. Wie viele andere Unternehmer, sah sich auch Firmeninhaber Martin Schips während der Coronakrise mit enormen Umsatzeinbussen konfrontiert. Daher hatte er ein offenes Ohr für die Anfrage von Pascal Eggmann aus dem Thurgau. Dieser war auf der Suche nach Partnern, um innovatitive Schutzprodukte für den Gesundheitsbereich zu entwickeln. Mit der LTB AG aus Basel wurde eine weitere Partnerfirma für die Entwicklung und mit der Herisauer Textilfabrik Cilander eine Partnerin für die Veredlung gefunden. Beratend stand für das Projekt die EMPA Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in St.Gallen zur Seite.
Schutzaktiv für Träger und Umfeld
Ziel war es, im ersten Schritt eine Schutzmaske zu entwickeln, die sowohl den Träger als auch das Umfeld schützt. Das «Livipro»-Produkt erfüllt diese Kriterien. Denn die Aussenschicht ist öl- und wasserabweisend. Eine Konsistenz, die dem menschlichen Speichel entspricht. Dies wird anschaulich demonstriert, indem man einen Tropfen Wasser auf die Maske fallen lässt. Dieser verbleibt auf der Oberfläche beziehungsweise rollt davon ab, ohne eine Spur von Feuchtigkeit zu hinterlassen. Zusätzlich ist die Aussenschicht schmutzabweisend und die Innenschicht wirkt antiviral. Die Kombination zwischen der speziellen Aussenbeschichtung und dem inneren Filter ist aerosolabweisend und setzt damit Viren inaktiv. Das verwendete Rohmaterial wurde bereits erfolgreich auf seine Virenresistenz getestet, nun läuft das internationale Prüfverfahren für die Maske. Ausserdem kann sie mindestens 150 Tage lang verwendet und maximal 50 Mal waschen werden. «Wir empfehlen dazu ein Pulver-Vollwaschmittel. Gewaschen werden muss sie dann, wenn darauf Schmutzränder sichtbar sind, denn darauf können mit der Zeit Bakterien- und Virenkolonien entstehen», erläutert Initiant Pascal Eggmann. «Mit dem Waschvorgang gibt man den Viren zusätzlich keine Überlebenschancen», so Eggmann. Ein weiteres wichtiges Kriterium war der Tragekomfort, speziell, dass gut durch die Maske hindurchgeschnauft werden kann. Auch das wird gemäss Eggmann erfüllt: «Trotz der hohen Filterleistung ist der Luftdruckwiderstand sehr niedrig, was für die TrägerInnen ein angenehmes Atmen gewährleistet», erklärt er dazu.
Neun Arbeitsschritte erforderlich
Die Maskenproduktion ist seit einigen Tagen bei der Firma Schips in Tübach angelaufen. Dazu hat Firmeneigentümer Martin Schips inzwischen sechs Näherinnen eingestellt. Unterstützt wird er ausserdem von seinen Töchtern Fiona und Jasmin. Letztere hat die Produktionsleitung übernommen. «Für die Herstellung sind insgesamt neun Arbeitsschritte erforderlich: Das Material wird aus drei verschiedenen Stoffen auf speziellen Spulen bereitgestellt, genäht und zugeschnitten. Dann werden die Etiketten gedruckt und angenäht, die Nasentaschen manuell eingefügt und eingefasst, bevor am Schluss die Tragebändel angebracht und deren Enden verschweisst werden», erläutert Schips das Herstellungsverfahren.
Grosses Interesse aus dem In- und Ausland
Das Interesse an den neuen Schutzmasken ist bereits gross. Bestellungen dafür kommen aus der ganzen Schweiz. Auch Berufsschulen wurden schon beliefert und ins Ausland wurde ebenfalls bereits exportiert, sogar bis nach Qatar. Zudem liegen Anfragen aus Deutschland, Spanien und den USA vor. Prototypen wurden ausserdem an Schweizer Spitäler geschickt. Gerade für Einrichtungen im Gesundheitssektor könnte gemäss Eggmann die Maske interessant sein, denn deren Schutz entspricht mindestens den bisherigen FFP2 Masken. Und durch die lange und mehrfache Verwendbarkeit wäre sie eine kostengünstige Variante zu den momentan verwendeten Einweg-Masken. Interessierte Endverbraucher können die Maske über den Schweizer Online-Händler Brack bestellen.
100 000 Masken pro Monat als Produktionsziel
Als Produktionsziel nennt Martin Schips 100 000 Masken pro Monat. Dazu könnten bis zu 50 Näherinnen in seiner Firma in Tübach beschäftigt werden. «Mit der Maskenproduktion konnten wir uns ein zweites Standbein in schwierigen Zeiten schaffen», meint dazu Firmeninhaber Martin Schips.
Von Astrid Nakhostin