Die Chefin
Beatrice Mock vom Verein Schlofftheater in Rorschach
Aus "Claudchen Philosophiert" in den Bodensee Nachrichten - von Claudia Eugster. (Bildquelle: ce)
Jetzt haben wir uns am Donnerstag vor einer Woche doch herrlich über die Bahnabschrankungen in Rorschach und die Wartezeiten, die diese verursachen, aufgeregt. Aber gleich im Anschluss an den Round Table, den ich zu diesem Thema moderierte, da kamen mir diese Barrieren sehr gelegen. Und zwar war der Bus an der Haltestelle Signalstrasse nicht angekündigt, im SBB App jedoch sehr wohl. Leicht irritiert beschloss ich, zum Stadtbahnhof zu laufen, wo der Bus jedoch ebenfalls nicht angekündigt wurde. Verärgert wechselte ich das Gleis, da ich auf den Zug ausweichen wollte, weil ich ansonsten über eine Stunde hätte warten müssen. Wohl wissend, dass dann aber garantiert der Bus, der nicht auf der Tafel angekündigt war, dann sicher doch noch auftauchen würde. Und tatsächlich ratterte er pünktlich beim Bäumlistorkel vorbei. Gott macht solche Dinge, weil es wahnsinnig amüsant sein muss, zuzuschauen wie ich renne – oder ist es der Teufel? Aber eine glückliche Fügung des Schicksals war mir diesmal hold. Die Barriere senkte sich nieder und der Bus musste warten. In der Zeit konnte ich über die Unterführung auf die andere Seite des Gleises schlendern und den Bus erwarten. Es war wohl ein Schutzengel, denn so musste ich nicht eine Stunde alleine am Stadtbahnhof warten. Oder war es eine göttliche Fügung? Schopenhauer meinte: «Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen». Schicksal, Zufall, Glück –
Alles abstrakte Konstrukte, mit denen der Mensch versucht, sich die Geschehnisse auf der Welt zu erklären. Ich wäre nicht über das Gleis gelaufen, wenn die Barriere nicht runter gegangen wäre, auch wenn dann ja bestimmt kein Zug durchgefahren wäre. Wer sich an die Spielregeln hält, dem kann eigentlich nur durch fremdes Zutun etwas passieren, oder durch Leichtsinn, Drogen und Pech.
Bodensee Nachrichten Ausgabe Nr.36 (2024)
Von Claudia Eugster.
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