DER CHEF
Michael Vogt von der Hinterhofmetzgerei in Staad
Heute arbeiten Sie als Butcher. Was denken Sie, wäre aus Ihnen geworden, hätten Sie einen anderen Weg eingeschlagen?
Wahrscheinlich Astronaut. Aber ich fand Butcher zu sein spannender [lacht].
Nennen Sie einige Gründe, wie Sie an die jetzige Stelle gekommen sind und weshalb Ihnen diese Freude bereitet.
Ich bin gelernter Offsetdrucker und führe seit bald 20 Jahren mein Geschäft «Extremprint.ch». Vor längerer Zeit habe ich einen Reifeschrank für Fleisch gekauft, im kleinen Rahmen selber Fleisch gereift, viele Erfahrungen gesammelt und diverse Steakverkostungen unter Freunden durchgeführt. Gleichzeitig zum Fleisch ist auch die Projektidee «Hinterhofmetzgerei» gereift und entstanden.
Ich liebe es, Fleisch zu essen und Fleisch gehört seit jeher auf meinen Speiseplan. Gleichzeitig bin ich ein unglaublicher Tierfreund und der Überzeugung, dass jedes Lebewesen auf dieser Welt ein Recht darauf hat, ein schönes und artgerechtes Leben führen zu dürfen. Mein persönlicher Interessenkonflikt ist somit real und wurde, je mehr ich mich mit dem Thema Fleisch auseinandersetzte, immer grösser.
So ist die Grundidee der Hinterhofmetzgerei entstanden, mein eigenes Fleisch zu produzieren. Ich will das beste Steak der Welt herstellen aus einer alten Schweizerkuh.
Beschreiben Sie sich selbst in maximal drei Sätzen als Chef.
Loyal, fair, zielstrebig, menschlich mit dem Hang zur Perfektion.
Welche Eigenschaften Ihrer Mitarbeitenden bezeichnen Sie als besonders wertvoll?
Meine Mitarbeiter:innen müssen die gleichen Werte vertreten wie ich. Ich verlange von mir selbst Perfektion, was ich von meinem Team auch verlange. Jeder einzelne meiner Mitarbeiter ist auf seine Weise sehr wertvoll für mich und den Betrieb.
Empfinden Sie die momentane Wirtschaftslage als negativ für Ihr Unternehmen?
Es bleibt spannend. Ob sich die Wirtschaftslage negativ auf mein Geschäft auswirkt, kann ich nicht endgültig beantworten.
Sie haben soeben den 1. Preis bei «Best of Swiss Gastro» gewonnen. Hatten Sie damit gerechnet und was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Dieser Preis bedeutet mir sehr viel. Er zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Diesen nationalen Preis nach Staad geholt zu haben, erfüllt mich mit grossem Stolz und ich werde diesen Award würdig vertreten.
Herrscht bei Ihnen im Betrieb eine Duzis-Kultur?
Klar, wir duzen uns alle. Das Wichtigste ist ein gutes Arbeitsklima. Denn nur, wenn wir alle Freude an dem haben, was wir tun, bringen wir das Maximum an Qualität auf den Teller.
Was zeichnet Ihr Unternehmen als guten Arbeitgeber aus?
Das müssten Sie mein Team fragen.
Was hebt Ihr Unternehmen von der Konkurrenz ab?
Wir heben uns nicht von der Konkurrenz ab, sondern gehen einen anderen Weg. Unseren Weg.
Welche Vision haben Sie für Ihr Unternehmen?
Meine Vision ist es, das Bewusstsein der Menschen auf den Fleischkonsum zu schärfen. Ich möchte mit der Hinterhofmetzgerei auf nationaler Ebene etwas verändern. Fleisch ist aktuell oft in der Negativpresse – Klimakiller und ungesund. Vor allem Rindfleisch wird teilweise gar verteufelt, was die Gesundheit betrifft. Dass die Rindfleischproduktion schlecht fürs Klima ist, steht ausser Frage. Aber dieses Problem könnte verringert werden, wenn sich der Mensch im Fleischkonsum anpasst. Meine Aufgabe sehe ich darin hier Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber der Trend geht klar Richtung weniger Fleisch, dann aber dafür in sehr guter Qualität.
Was war die grösste Herausforderung, welche Sie im Rahmen Ihrer jetzigen Tätigkeit meistern mussten?
Die grösste Herausforderung war Anfang des Jahres, als sich in meinem persönlichem Umfeld etwas tiefgreifendes verändert hat und ich kochen lernen musste. Andernfalls wäre ein Teilbereich meines Betriebes stillgestanden. Sehr schnell habe ich richtig Freude daran gefunden und jetzt koche ich aus Leidenschaft. Rückschläge sehe ich als Chancen.
Welches war bisher das schönste Erlebnis während Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Es gab sehr viele schöne Momente in der Hinterhofmetzgerei. Für mich ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ich zufriedene Gäste habe oder tolle Feedbacks erhalte. Die Awardnight, an welcher 600 Menschen für uns geklatscht haben, war ein unglaublicher Gänsehautmoment. Oder, wie ich gerne sage, ein Magic Moment. Ein unglaubliches Glücksgefühl.
Was bringt Ihnen wirkliche Erholung?
Einen Sonntag durchzuschlafen [lacht].
Zeit, welche ich für mich nutzen kann. Zeit, mit meiner Familie und Freunden.
Worüber haben Sie sich zuletzt gestritten und weshalb?
Das ist eine zu persönliche Frage.
Mit wem würden Sie gerne im Lift steckenbleiben und warum?
Mit den Menschen, die mir am nächsten sind. Da die Zeit immer knapp ist und wir immer durchs Leben hetzen, wäre das ein schöner Moment. Quasi geschenkte Zeit.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Mit der gleichen Leidenschaft und Freude in der Hinterhofmetzgerei.
Welchen Chef / Welche Chefin würden Sie gerne als nächstes in dieser Rubrik sehen?
Mein Bruder Thomas Vogt von
Pfirsichblau.ch
Hinterhofmetzgerei in Staad
Die Firma ist eine Metzgerei mit Verkaufsladen. Michael Vogt ist Inhaber und Gründer und beschäftigt drei Mitarbeitende.
Die Hinterhofmetzgerei in Staad ist der Gesamtsieger des «Best of Swiss Gastro» Awards und neuer Best of Swiss Gastro Master 2022.