Die Chefin
Carina Morga von «Carina Hair & Styling» in Altenrhein
Nach einem triathlonsportlichen ‘Hattrick’ im August 2019 an der Heim-WM in Lausanne wurde es aufgrund der Coronakrise ruhig um Sandrine Benz. Doch nun beginnt für die gebürtige Steinacherin ein neues Vorhaben. Sie fasste Fuss als Medizinstudentin, was ihr zugleich zur Rückkehr an die Triathlonweltspitze verhalf.
Porträt Die Steinacher Top-Triathletin Sandrine Benz liebt Sport seit sie klein war. An ihrem ersten Triathlonwettkampf nahm sie im Jahr 2007 teil. Zugleich machte sie das Sportstudium und arbeitete danach eine Zeit lang als Sportlehrerin an der Oberstufe OZ Buchenwald in Gossau. Nach einem kurzen Unterbruch wegen des Medizinstudiums arbeitet sie heute wieder in derselben Schule und trainiert nebst dem Studium für ihren Sport, den Triathlon. Sie nahm bereits an den verschiedensten Triathlonwettkämpfen teil und durfte schon einige riesen Erfolge feiern.
Ihr eigentliches Ziel war es, Triathlonprofi zu werden. Doch vor vier Jahren hat die Coronakrise ihr einen Strich durch ihr Vorhaben gemacht. Es konnte nicht mehr richtig trainiert werden, weil alles zu machte und auch der Sportunterricht fiel auch aus. Deshalb verlor Sandrine Benz Ziel und Motivation und somit wurde es auch ruhig um sie. «Zuvor war mein Ziel, eine Karriere im Triathlon zu meistern», sagt die Sportlerin etwas bedrückt. Nach einer fast vierjährigen Pause ihrer Sportlerlaufbahn, welche für die heute 38-Jährige nicht leicht war, dachte sie, dass ihre Karriere nun beendet wäre. Dann hatte sie sich jedoch trotzdem noch für etwas Neues entschieden. Durch ihre Mutter und die viele Zeit zum Nachdenken, hat Sandrine Benz eine neue Herausforderung angetreten. Im Alter von beinahe 40 Jahren, wie sie es betitelt, wagte sie sich an die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium. «Vor dieser Aufnahmeprüfung war ich unglaublich nervös, es war sogar fast schlimmer als vor den Wettkämpfen», sagte die Sportlerin mit einem Lachen im Gesicht. Doch dank den jahrelangen Erfahrungen im Leistungssport und dem dadurch entstandenen Durchhaltevermögen, meisterte sie diese fünfstündige Prüfung von Anfang bis Schluss mit höchster Konzentration. Überraschend bestand sie die Aufnahmeprüfung, was sich aber auch als ein kleines Problem erwies. Denn sie war noch in der Schule angestellt und konnte so kurzfristig gar nicht kündigen, um das Studium anzufangen. In einem Telefonat mit der Uni Fribourg konnte sie vereinbaren, dass sie ihr erstes Studienjahr auf zwei Jahre aufteilen konnte. Somit hatte sie genügend Zeit, darüber nachzudenken, wie sie es mit dem Studium und der Arbeit machen wollte. Der Sport geriet in den Hintergrund. Sie beschloss, bei der Schule zu kündigen um sich voll und ganz auf das Studium zu konzentrieren. «Das erste Jahr war happig für mich, denn alles war neu: Neue Stadt, neue Sprache, lauter 18-jährige Mitschüler, wieder zur Schule zu gehen, das Wohnen in einer WG und mit wenig Budget auszukommen», so Sandrine Benz. Als Abwechslung zum Studium unterrichtete sie dann trotzdem wieder einmal in der Woche an der gleichen Schule wie zuvor. Die Abwechslung im «Erwachsenenleben» tat ihr sehr gut, wie sie im Gespräch erwähnte. Langsam fing sie auch wieder mit dem Sport an und sie merkte schnell, dass sich diese Abwechslung als vorteilhaft auswirkte. «Ich habe effizienter gelernt und es ist für mich ein super Ausgleich», sagt die Steinacherin.
Als sie merkte, dass ihr Körper wieder fit genug war, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können, meldete sie sich, ohne viel nachzudenken, einfach bei einem Wettkampf an. «Es machte mir unglaublich grosse Freude, mich wieder einmal mit der Konkurrenz zu messen», sagte Sandrine Benz. Sie konnte sich damals sogar den ersten Platz holen. Daraufhin machte sie nebst dem Studium noch einige Wettkämpfe. Im Juni 2023 trat sie das erste Mal gegen Eliteathleten an und erreichte den wohlverdienten 17. Platz. Nach dieser hervorragenden Leistung wurde sie von Swiss Triathlon angesprochen, ob sie an den Weltmeisterschaften diese Jahr im Juli in Hamburg mitmachen möchte. «Es war ein unglaubliches Gefühl, so eine Chance zu bekommen. Und dann fand diese WM noch in Hamburg statt, genau dort, wo ich im Jahr 2013 meinen ersten grossen Erfolg feiern konnte. Dadurch ist Hamburg für mich ganz speziell im Gedächtnis verankert», sagt Sandrine Benz. Sie erreichte dann an der WM den guten dritten Rang.
Nun ist Sandrine Benz seit einem Jahr an der Universität in Fribourg, eine Sportlehrerin an einer Oberstufe und zugleich Triathlon-Weltspitzesportlerin. Niemand, nicht einmal sie selber, hätte gedacht, dass dies funktionieren würde. «Für mich ist das Ganze eine Win-Win-Situation auf allen Ebenen. Durch das Studium weiss ich beispielsweise, wie oft oder wie ich richtig trainieren muss, dass ich mir keine Verletzungen oder Entzündungen hole. Ich trainiere jetzt viel bewusster als vorher», so die Steinacherin. Sie bereut ihren Entscheid auf keinen Fall. Was Sandrine Benz sich zukünftig vorstellen könnte ist, immer noch mit einem Bein als Sportlehrerin tätig zu sein. Denn sie mag es aktiv zu sein, mit Menschen zusammenzuarbeiten und diese auf ihrem Weg zu begleiten. Sie hat auf jeden Fall vor, an zwei Elitewettkämpfen teilzunehmen und bestimmt noch drei bis vier Jahre Triathlon zu machen.
Für den Rest der angebrochenen Saison 2023 gäbe es eine kleine Kurskorrektur einzulegen, teilte Sandrine Benz mit. Am Ende ihres Höhentrainingslagers tätigte sie einen Fehltritt beim Laufen und hat sich einen Riss im Aussenmeniskus zugezogen. Nun darf sie ihr Bein über nahezu zwei Monate nicht vollends mit dem eigenen Körpergewicht belasten, sodass sie die geplanten Wettkämpfe dieses Jahres nicht mehr machen kann. «Auch wenn im Moment die Enttäuschung über eine erneut halbwegs ausfallende Wettkampfsaison gross ist, versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen», erzählt die Sportlerin. Bald schon darf sie wieder ins Wasser. Dementsprechend wird sie dann im Winter sehr viel Trainingszeit für das Schwimmen investieren. «Das wird mir helfen, im Jahr 2024 nochmals eine bessere Ausgangsposition bei den Elite-Rennen zu haben. Mit dem Form- und Kraftaufbau auf dem Rad werde ich wohl im späten Herbst wieder starten dürfen und Laufen sollte ab Anfangs 2024 auch wieder möglich sein», sagt Sandrine Benz betrübt. Gleichzeitig zwingt sie diese Situation nun dazu, das zweite Studienjahr ebenfalls auf zwei Jahre aufzuteilen. «Nun lasse ich mich überraschen, was das Jahr 2024 mit sich bringen wird. Die Zeit zuhause verbringe ich damit, meinen Mitstudierenden etwas Nachhilfeunterricht in Chemie und Physik zu geben. Eine Sportlerin die noch Ärztin ist oder doch eine Ärztin, die noch eine Sportlehrerin ist? «Was schlussendlich aus mir wird, werden wir sehen», sagt Sandrine Benz lächelnd.
Weitere Informationen über die Triathletin Sandrine Benz finden Sie auf ihrer Webseite:
Von Cornelia Bischof.
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