Besseres Mikroklima dank «Stillwasserflächen»
Am 12. März ist die Stimmbevölkerung von Rorschach dazu aufgerufen, über den Baukredit für die Neugestaltung des Hafenplatzes und den Neubau des Hafengebäudes abzustimmen. Nach einer ganzen Reihe gescheiterter Ideen ein neuer Anlauf. Wird es diesmal gelingen, die Rorschacherinnen und Rorschacher zu überzeugen?
Rorschach Es galt vergangene Woche am Stadtapéro, der Stimmbevölkerung das Projekt zur Neugestaltung des Hafenplatzes und zum Neubau des Hafengebäudes schmackhaft zu machen. Anders dürfte es nicht gelingen, dass der hohe Baukredit von insgesamt 5,9 Millionen Franken bewilligt wird. Aber das vielversprechende Projekt vermochte scheinbar zu überzeugen, denn in der anschliessenden Diskussion wurden nur wenige Gegenstimmen laut und auch beim Apéro nach dem informativen Teil waren mehrheitlich positive Meinungen herauszuhören. Die Bodensee Nachrichten haben die Informationen und Stellungnahmen zusammen gefasst.
Stadtpräsident Röbi Raths zeigte sich zuversichtlich, als er guten Mutes das Projekt vorstellte:
«Dä Stadtrot hät ä cheibe Freud und i am meischtä.»
Die Begeisterung, die bei der Rede des Stadtpräsidenten mitschwang, war ansteckend. Aber was genau begeistert denn den Stadtrat und Röbi Raths so an dem Projekt und sieht die Bevölkerung dies genauso?
Neuer Anlauf nach zehn Jahren
Am Sonntag, 12. März wird in der Stadt Rorschach über die Neugestaltung des Hafenplatzes mit Hafengebäude abgestimmt. Bereits eine ganze Reihe Ideen für das Hafenareal sind in der Vergangenheit gescheitert. Das letzte Projekt für ein neues Hafengebäude wurde 2013 abgelehnt. Georg Lanter, Präsident von Rorschach Plus, findet:
«Ganze zehn Jahre später ist es endlich an der Zeit, dem schönsten Teil von Rorschach ein würdiges Herzstück zu ermöglichen.»
Der Verein Rorschach Plus hat es sich unter anderem zum Ziel gemacht, durch massvolle Prozesse die Stadt weiter zu entwickeln. Rorschach solle auch weiterhin «Die lebenswerte Stadt am südlichen Bodenseeufer» sein, so Georg Lanter. Die Ausschreibung erfolgte nach einem verbindlichen Auftrag der Bürger an den Stadtrat Ende 2017. Das Projekt basiert auf einem Studienauftrag an drei Landschaftsarchitekturbüros. Man habe das Rad in Bezug auf vorherige Projektideen nicht neu erfunden, aber optimiert, so Röbi Raths.
Ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung
Georg Lanter weist auf die Wichtigkeit der Umgestaltung hin und, dass die Investition sich lohnt: «Allen Städtetouristen ist die Strahlkraft eines öffentlichen Platzes wohlbekannt.» Der Platz soll also einerseits Touristen anlocken, aber gleichzeitig auch die Lebensqualität der Rorschacherinnen und Rorschacher erhöhen. Georg Lanter dazu: «Moderne Plätze verkörpern Grosszügigkeit, welche Begegnungen und Veranstaltungen für Menschen ermöglichen, und dies das ganze Jahr und multifunktional.» Röbi Raths betonte am Stadtapéro vergangene Woche aber mit Nachdruck, dass der Platz nicht primär für Auswärtige gedacht sei oder als Visitenkarte. Es solle in erster Linie ein Naherholungsgebiet für die Bürger von Rorschach entstehen. Baummischbepflanzung und Schotterrasen in den Aufenthaltsbereichen sorgen für eine schattenspendende Situation. Und doch kann der Platz flexibel genutzt werden, da auf dem eingestreuten Asphalt keine festen Installationen stehen werden.
Wirtschaftlichkeit und gesellschaftliches Leben vereint
«Ein neues modernes Hafengebäude erfüllt, dezent am Rande platziert, die Anforderungen an eine zeitgemässe Infrastruktur», führt Georg Lanter aus. Der Leiter der Rorschacher Stadtentwicklung, Ronnie Ambauen, informierte detaillierter über die technischen Gegebenheiten der neuen Hafeninfrastruktur: Auf dem 3000 Quadratmeter grossen Platz aus eingestreutem Asphalt werden 20 Zentimeter tiefe «Stillwasserflächen» eingelassen. Diese Wasserflächen lassen sich tagsüber bespielen. Mal ist es eine einzige grosser Fläche, dann wieder drei kleine Teilflächen und am Abend wird das Wasser ganz abgelassen, sodass sich keine Algen bilden. Am nächsten Tag kann der Wasserzyklus von vorne beginnen. Der Vorteil gegenüber einem Brunnen ist die Dynamik. Ebenso dynamisch sein werden auch die Sitzgelegenheiten. Stühle sollen nach Vorbild des Bellevue Platzes vor dem Zürcher Opernhaus oder wie auf dem Platz vor dem Festspielhaus in Bregenz lose verteilt als Sitzgelegenheiten bereit stehen. Mobil, wie die Besucherinnen und Besucher und doch die Möglichkeit bietend, zu verweilen, so vereint der Platz Wirtschaftlichkeit und gesellschaftliches Leben.
Besseres Mikroklima in der Stadt
Der begrünte Rand des Hafenplatzes grenzt zwar direkt an den See, jedoch ist das Wasser nicht greifbar und schwer zugänglich. Dank der «Stillwasserflächen» wird der See auch auf den asphaltierten Platz transportiert. Die «Stillwasserflächen» schaffen aber nicht nur eine Verbindung zum See, sie schaffen auch ein besseres Mikroklima. Die aus Nutzungsüberlegungen notwendige Asphaltfläche würde im Sommer ohne die Wasserflächen derart erhitzen, dass das Verweilen auf dem Platz selbst unter Sonnenschirmen unangenehm würde. Aber durch die Verdunstung des Wassers auf dem Platz wird ein maritimes Klima erzeugt.
Kompatibel mit Grossanlässen
Auf die Frage, ob die Kritik, dass auf dem Platz nach der Umgestaltung keine Veranstaltungen mehr möglich seien, begründet sei, entgegnet Georg Lanter: «Sämtliche Veranstalter waren im Planungsprozess involviert, das Projekt ist kompatibel mit den bisherigen Grossanlässen, mit dem beliebten Zeltwerk, einem hoffentlich wiederkehrenden Stadtfest und vielen weiteren Veranstaltungen.» Ronnie Ambauen merkte in diesem Zusammenhang auch an, dass der Niveauunterschied zwischen Platz- und Stillwasserfläche gerade einmal 20 Zentimeter betrage, was bei einem 100 Meter langen Platz keinen Einfluss auf die Bespielung habe. In der Diskussion und bei Gesprächen mit der Bevölkerung im Anschluss waren die Meinungen über das Projekt mehrheitlich positiv. Bleibt abzuwarten, ob dies an der Urne am 12. März genauso sein wird.
Von Claudia Eugster.