Die Stadt Rorschach bittet um Mithilfe in der Ukraine-Krise
Um bereits jetzt auf einen möglichen Anstieg der Flüchtlingszahlen vorbereitet zu sein, bittet die Stadt um Mithilfe aus der Bevölkerung. Gefragt ist vor allem Wohnraum, der zur Verfügung gestellt werden könnte für Familien.
Rorschach Am Informationsanlass und Stadtapéro vom 29. März hat der Stadtpräsident Röbi Raths über den konkreten Stand mit den Ukraine-Flüchtenden in Rorschach berichtet. Er hat aufgezeigt, dass es sich um eine noch nie dagewesene Situation handelt. Bisher wurden Flüchtende nach ihrer Ankunft aus dem Krisengebiet an zentralen Orten untergebracht und wurden dort während sechs Monaten bereits über Gepflogenheiten der Schweiz instruiert, im Alltag begleitet und sie erhielten auch schon Deutsch Unterricht. In der jetzigen Lage kommen die Flüchtlinge seit dem 17. März via den TISG (Trägerverein Integrationsprojekte St. Gallen) in das Zentrum Rosenau in Kirchberg und nach rund drei Tagen direkt in die Gemeinden. Das bedeutet für die Behörden eine grosse und bisher nicht gekannte Herausforderung. Die Zahl der bekannten Flüchtlinge ist momentan bei 23, wobei unklar ist, ob sich noch mehr Personen bei Bekannten oder Privaten aufhalten.
Die Stadt hat Wohnraum gesichert
Die Stadt hat bereits Wohnraum gesichert, sei das im Personalhaus des ehemaligen Spital Rorschach, wo 48 Betten zur Verfügung stehen. Hier sollen vor allem Familien untergebracht werden. Dann sind weitere Notunterkünfte in drei Wohnungen mit bis zu 18 Schlafplätzen für alleinstehende Männer reserviert. Probleme, mit denen man gar nicht gerechnet hatte, waren zum Beispiel, dass momentan gar nicht genügend Betten zu kaufen sind. Die Lieferfristen sind ziemlich lang. Aber ab Mitte April sind die Unterkünfte eingerichtet. Röbi Raths hat als lobenswert beschrieben, dass ein Schreiner Hilfe angeboten hat beim Zusammensetzen der Möbel. Es sind solche Aktionen, die zählen im gemeinsamen Bewältigen von dieser Herausforderung. Das Ziel mit der Unterbringung in den zentralen Liegenschaften ist, dass auch eine Unterstützung in lebenspraktischen Bereichen und eine psychologische Betreuung sichergestellt werden kann.
Noch höhere Anzahl an Flüchtenden wird erwartet
Da die Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge nicht abzuschätzen ist, bittet die Stadt auch die Bevölkerung um Mithilfe. Gefragt sind verschiedene Arten der Unterstützung. Das Staatssekretariat für Migration SEM meldet momentan 1000 Registrierungen pro Tag und rechnet somit mit bis zu 50 000 Flüchtenden bis Juni 2022. Es gibt Szenarien, die bis Ende Jahr gar von 300 000 flüchtenden Personen ausgehen. Das würde für Rorschach eine Zahl bedeuten, auf welche die Stadt nicht ausgerichtet ist, insbesondere was die Anzahl von schulpflichtigen Kindern anbelangt. Konkret darauf angesprochen, mit wie vielen Flüchtenden zu rechnen ist, meint Ralph Scherrer, Leiter der Sozialen Dienste in Rorschach: «Nach meiner Erfahrung werden Situationen der Veränderung und Unsicherheit meistens kurzfristig überschätzt aber langfristig unterschätzt. Wir setzen alles daran, dass wir unsere Abläufe optimieren und den Flüchtenden eine adäquate Hilfe leisten können». Wie kürzlich die Bundesrätin Karin Keller-Sutter bemerkte, funktioniert die Schweiz mit ihrem Föderalismus wie ein Tinguely-Kunstwerk: Es dauert eine ganze Weile, bis es funktioniert, aber wenn es einmal läuft, dann ist es stabil.
Hilfe aus der Bevölkerung ist gefragt
Wer sich bei Ralph Scherrer, LeiterSoziale Dienste, meldet, wird vorerst in einer Datenbank notiert und im konkreten Fall, das heisst bei Bedarf, kontaktiert. So können auch bereits Vorabklärungen getätigt werden, bevor die Hilfe beansprucht werden muss. Damit möchte die Stadt vorerst koordiniert Reserven schaffen, die dann abgerufen werden können, sobald sie gebraucht werden. Die Sozialen Dienste werden also gewissermassen als Drehscheibe dienen für alle, die ein Angebot machen können. Ralph Scherrer hat aber auch Verständnis dafür, wenn sich bis zum konkreten Einsatz die Situation mit der Verfügbarkeit wieder verändert hat.
Barbara Fuhrer
Unterstützung melden:
●Melden von freiem Wohnraum, der nicht bereits auf öffentlichen Plattformen angeboten wird, damit eine Unterbringung in Zivilschutzanlagen vermieden werden kann
●Unterstützung in der lebenspraktischen Begleitung von Flüchtenden im Alltag (Administratives, Einkaufen usw.)
●Hilfe bei Umzug und Zusammenbau von Möbeln
●Zur Verfügung stellen von gut erhaltenen Möbeln und Einrichtungsgegenständen
●Übersetzung Russisch oder Ukrainisch/Deutsch
Bitte per Mail oder Telefon an ralph.scherrer@rorschach.ch 071 844 21 90