Unerwartet viele Spenden an das «Haus zur Bergulme»
Spenderinnen und Spender setzen ein Zeichen
Das Haus zur Bergulme organisiert Jahr für Jahr den «Wägeli-Tag» in Heiden. Die ortsansässige, gemeinnützige Organisation sammelt an diesem Tag vor dem Coop in Heiden Lebensmittel, um diese dann jeweils an Bedürftige weiterzugeben. Dieses Jahr aber konnte der «Wägeli-Tag» aufgrund des Coronavirus nicht in gewohnter Form stattfinden. Dieser Umstand war aber nicht unbedingt ein Nachteil – im Gegenteil.
Heiden Im letzten Jahr beherrschte die Coronapandemie unsere Gesellschaft. Die daraus resultierenden Massnahmen sind mitverantwortlich dafür, dass sich die wirtschaftliche Lage vieler Menschen verschlechtert hat. Gerade jene, die schon vor der Pandemie an der Armutsgrenze lebten, gelangten durch das grassierende Virus noch weiter an ihre Grenzen. Lebensmittelabgaben für Bedürftige scheinen deshalb wichtiger denn je. In Heiden gibt es den Verein «Haus zur Bergulme». Dieser betreibt jeden Dienstag, im ehemaligen Restaurant Rössli an der Obereggerstrasse in Heiden, einen Lebensmittel- und Kleiderabgabemarkt. Hier werden von der Schweizer Tafel Region Ostschweiz gelieferte Lebensmittel angeboten. Davon profitieren Armutsbetroffene mit einem Bergulme-Ausweis, ausgestellt durch die Sozialämter der umliegenden Gemeinden.
Mehr Spenden als in all den Jahren zuvor
Um den Lebensmittelmarkt zusätzlich mit länger haltbaren Lebensmitteln wertvoll zu ergänzen, organisierte der Verein jeweils am letzten Wochenende im November einen «Wägeli-Tag». Dabei stellten sich Vereinsmitglieder vor den Coop in Heiden und sprachen Kundinnen und Kunden an und baten sie, etwas vom Einkauf in das «Wägeli» der «Bergulme» zu legen und somit für Bedürftige zu spenden. Dieses Jahr war der Verein mehr denn je auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen. Denn der «Wägeli-Tag» konnte aufgrund des Coronavirus nicht stattfinden. Aus diesem Grund fand an vier Samstagen, direkt bei der Lebensmittelabgabestelle im ehemaligen Restaurant Rössli in Heiden, eine Spendensammelaktion statt. Was sich aufgrund der speziellen Corona-Situation vorerst als Nachteil zeigte, erwies sich in Wirklichkeit als Vorteil. Denn an diesen Samstagen gelangten mehr Spenden als je zuvor an den Verein. «Es war überwältigend», sagt Irma Enz, Leiterin der Lebensmittelabgabe. In den Jahren zuvor kamen vor dem Coop kleinere Mengen von Lebensmitteln in den Spendenwagen. Dieses Jahr aber gelangten ganze Einkaufstaschen an den Verein «Haus zur Bergulme». Der vermeintliche Nachteil, dass die SpenderInnen den Weg zum Restaurant machen mussten, entpuppte sich als Vorteil. «Viele SpenderInnen erreichten uns dieses Jahr mit dem Gedanken ?Wenn ich den Weg auf mich nehme, dann bringe ich auch gleich so viele Lebensmittel, dass sich dieser auch lohnt?», erklärt Enz. Doch nicht nur der Weg sei ein Faktor gewesen, dass derart viele Spenden zusammengekommen seien. Auch das Coronavirus habe einen erheblichen Anteil daran. «In Gesprächen mit Gönnerinnen und Gönnern kam zum Ausdruck, dass diese bewusst ein Zeichen der Verbundenheit mit den Armutsbetroffenen setzen wollen», sagt Enz. Auch Geldspenden und gut erhaltene Kleider durfte der Verein entgegennehmen.
Grosser Dank an alle Spender
Noch immer überwältigt von der grossen Anteilnahme der SpenderInnen im Dezember, sagt Irma Enz, dass ihr vor allem eines ganz wichtig sei: «Ich will mich bei allen bedanken. Was wir im Dezember an Spenden entgegennehmen durften, war einzigartig. Vielen lieben Dank an alle!» Durch die positive Aufnahme dieses anderen «Wägelitages» überlegt sich nun der Verein «Haus zur Bergulme», auch in Zukunft den Spendentag im gleichen Rahmen durchzuführen.
Von Marino Walser