Marcel Baumgartner
hat per 1. Februar 2025 die Leitung des Swiss Regiomedia AG Standorts in St.Gallen…
Bereits seit fünf Jahren gibt es die Buchhandlung WörterSpiel an der Hauptstrasse 65 in Rorschach. Die Inhaber des unabhängigen Buchhauses, Alexandra Graf und Martin Kramer, sind stolz darauf, sich inzwischen in Rorschach und Umgebung etabliert zu haben – dies trotz schwierigen Zeiten und harter Konkurrenz.
Rorschach Heutzutage ist es fast schon eine Seltenheit, eine Buchhandlung in nächster Nähe zu haben. Natürlich haben grosse Buchhändler ihre Ableger überall, was es für kleinere eigenständige Buchhandlungen dafür umso schwerer macht zu bestehen. So ist es doch erst recht wertvoll für Rorschach mit WörterSpiel noch lokal in der Stadt Rorschach eine Buchhandlung vor Ort zu haben. Umso grösser ist auch die Freude der beiden Inhaber, Alexandra Graf und Martin Kramer, dass sie am 1. März 2024 bereits das fünfjährige Jubiläum von WörterSpiel feiern können.
Alexandra Graf und Martin Kramer sind beide bereits seit über 30 Jahren im Buchhandel tätig und haben dementsprechend grosse Erfahrung. Auf die Frage, wie es dazu kam, dass sie gemeinsam vor fünf Jahren die Buchhandlung WörterSpiel in Rorschach eröffneten, gibt Alexandra Graf folgende Antwort: «Bereits acht Jahre zuvor war es ein Traum von mir. Dann kam Herr Kramer mit an Bord und gemeinsam beschlossen wir, eine eigene selbstständige Buchhandlung in Rorschach zu gründen – WörterSpiel».
Beide sind sie gelernte Buchhändler und kennen verschiedene Arten des Buchhandels – ob klein oder gross. So absolvierte Martin Kramer seine Lehre in einer kleinen Buchhandlung in Deutschland. Danach war er Filialleiter in grösseren Buchhandlungen und liess sich zum Fachwirt in Deutschem Buchhandel weiterbilden. Schliesslich verschlug es ihn zum Buchhaus Lüthy Balmer Stocker in die Schweiz nach Wallisellen ins Glattzentrum, wo er auf Alexandra Graf traf, die vorher den «Non-Book»-Bereich bei Orell Füssli betreut hatte. «Wir haben gespürt, wie wir einen Laden gestalten wollen», so Martin Kramer und Alexandra Graf ergänzt: «Und wie wir sein wollen und wie nicht.» Während dieser Zusammenarbeit im grossen Buchhaus entstand die Idee, gemeinsam einen eigenen selbstständigen Buchladen zu eröffnen.
Die Wahl von Rorschach als Standort war wohl überlegt. So habe man sich mehrere Ortschaften in der Ostschweiz genauer angesehen und analysiert, wo eine selbstständige Buchhandlung längerfristig bestehen könne, erklärt Martin Kramer: «In Rorschach haben wir dieses Potenzial gesehen und auch eine geeignete Ladenfläche gefunden.» Und so konnten Alexandra Graf und Martin Kramer am 1. März 2019 ihr eigenes Buchhaus gründen.
Der Schritt in die Selbstständigkeit ist immer ein grosses Risiko, aber inzwischen kenne man sie in Rorschach und Umgebung und man habe einen treuen Kundenstamm aufgebaut, so Martin Kramer. Und das obwohl gleich zum Start die Corona-Pandemie diesen erheblich erschwerte. Allerdings habe man genau durch den exklusiven Service, den man in dieser Zeit geboten habe, schneller eine grössere Bekanntheit erreicht. «Wir haben mit unserem Bücherwagen Bücher bis nach Heiden ausgeliefert, was die Kundinnen und Kunden sehr geschätzt haben», erzählt Martin Kramer. Ausserdem sei man eine breit aufgestellte Buchhandlung, wie Alexandra Graf anfügt: «Wir verkaufen nicht nur Bücher, sondern auch Spiele, haben eine Papeterie-Abteilung und Geschenkartikel für jede Altersklasse.» Für Rorschach habe es sich bewährt, dass man nebst Büchern auch andere Bereiche abdecke und sich verschiedene Standbeine aufgebaut habe, sagt Martin Kramer und meint lächeln: «Es verhebbet.»
Immer öfter ist davon zu lesen, dass unabhängige Buchhandlungen eingingen. Martin Kramer sieht hier ein «zweischneidiges Schwert». Wenn beispielsweise keine Nachfolge gefunden werden könne, dann sei es gut, wenn die Buchhandlung durch eine Übernahme zumindest noch bestehen bleiben könne. «Buchhäuser mit einer Filialenstruktur können auch Standorte aufrecht erhalten, die sich sonst nicht selbst finanzieren könnten», erklärt der Buchhändler. Wichtig ist ihm denn auch mehr, dass es überhaupt noch Buchläden vor Ort gäbe und nicht alles nur noch online und im Internet bestellt würde. Ob es nun ein Grosshändler sei oder ein unabhängiges Einzelunternehmen wie die Buchhandlung WörterSpiel, das spiele für ihn keine Rolle. «Wir haben aber wie grössere Buchhandlungen einen Online-Shop und können so alles für die Kunden bestellen.» Hierbei achte man darauf, vorrangig in der Schweiz bei Schweizer Händlern zu bestellen und nicht im Ausland, das gehöre zur Firmenphilosophie. So kann also genauso gut durch eine Bestellung bei der lokalen Buchhandlung diese direkt unterstützt werden und damit die Stadt durch die Steuern, die ein florierendes Geschäft abwirft, anstatt irgend ein Grosshändler mit Sitz im Ausland. «Wir sind nicht nur angewiesen auf die Laufkundschaft, sondern auch auf Institutionen, die bei uns bestellen», erklärt Martin Kramer.
Was am Jubiläumswochenende vom Freitag, 1. März bis Samstag, 2. März so alles los sein wird bei WörterSpiel, was möchten die beiden noch nicht gross verraten. Es werde aber sicher Überraschungen für die kleine und grosse Kundschaft im Buchladen geben und eine Woche darauf am Sonntag, 10. März veranstaltet WörterSpiel dann das Literaturschiff mit Schriftstellerin und Autorin Gaby Hauptmann, die ihr Buch «Hoffnung auf eine glückliche Zukunft» präsentieren wird. Dies im Rahmen von «Kultur am Platz», einem Zusammenschluss aus den lokalen Veranstaltern Kleberei, GönnDir Café und der Buchhandlung WörterSpiel. Über diese «Kultur am Platz»-Karte und die Kultur-Punkte geben Alexandra Graf und Martin Kramer gerne im Laden näher Auskunft, denn direkter Kundenkontakt ist ihnen wichtig.
Das Buchhaus WörterSpiel ist ausserdem nicht einfach nur Buchverkauf, sondern Alexandra Graf und Martin Kramer ist es auch ein Anliegen, das Lesen an sich zu fördern. Insbesondere in Hinblick auf die aktuelle Pisastudie, laut welcher jeder vierte Schweizer Jugendliche Mühe mit dem Lesen habe. Martin Kramer ist anzusehen, dass ihm dies Kopfzerbrechen bereitet: «Wir kriegen das sinkende Leseniveau natürlich hautnahe mit und versuchen aber dementsprechend dagegen zu wirken.» Man probiere als Buchhandlung vor Ort die Literatur wieder näher an die Jugendlichen heran zu bringen. So findet zum Beispiel jeden letzten Mittwoch im Monat von 15 bis etwa 16 Uhr die Vorlesestunde «Katjas WörterSpielerei» für vier- bis achtjährige Kinder mit Katja Baumann in der Buchhandlung statt. Der Eintritt ist kostenlos, aber in Begleitung der Eltern. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Und nebst Führungen für Schulklassen im Laden, betreibt WörterSpiel das Projekt «Lesekoffer» zur Leseförderung. Der Lesekoffer reist dabei mit all seinen Büchern von Schulklasse zu Schulklasse. Er kann bei WörterSpiel angefordert werden und ist von der Abholung der Koffer bis hin zur Urkunde für die einzelnen Schüler konzipiert. Zudem können Jugendliche von sieben bis 16 Jahren die gerne lesen Testleser/in werden. Weitere Informationen hierzu, wie auch zu allen weiteren Angeboten und Veranstaltungen zur Förderung des Lesens, die WörterSpiel organisiert, finden sich auf der Website der Buchhandlung. Sogar das eigene Heft «Wörterspiel magazin – Die schönen Seiten des Lebens» geben Alexandra Graf und Martin Kramer in Zusammenarbeit mit anderen eigenständigen Buchhandlungen heraus.
Auf die Frage, wie sie die Zukunft sähen, meint Martin Kramer: «Wir möchten einen Standort beibehalten und diesen dafür umso mehr pflegen.» Man sei ständig daran, zu optimieren, denn es brauche Zeit, bis etwas wachse, so der erfahrene Buchhändler.
In Planung sei eine elektronische Eingangstür. Und dann natürlich der Ausbau des Projektes «Kultur am Platz» mit der Kultur-Karte für Rorschach und Umgebung, das in diesem Jahr angelaufen ist. Wer sich dann einmal die Zeit nimmt, durch die Bücherregale zu stöbern der entdeckt etwas besonders Reizendes: Die beiden Inhaber und ihre Auszubildende haben in einigen der Bücher sogenannten «Lesetipps» hinterlegt, die sie nach der Lektüre eines Buches jeweils verfasst haben. Bei so viel Ideenreichtum und Erfindergeist der beiden Buchhändler, die mit ganzem Herzblut dabei sind, ist kein Wunder, dass die eigenständige Buchhandlung WörterSpiel sich bereits fünf Jahre gegen die grossen Buchhäuser behaupten kann.
Von Claudia Eugster.
Lade Fotos..